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Kevins Schwierigkeiten

 

 

Aus dem gemeinsamen Gespräch ergibt sich langsam folgende Lebensgeschichte:


Kevin (21 Jahre alt) ist jetzt ohne festen Wohnsitz, da er von zu Hause nach vielen Streitereien mit Prügeleien rausgeflogen ist. Kevin: Ich bin mit einer Scheißwut im Bauch gegangen und mein Vater hat mir noch nachgebrüllt, dass ich mich in der Bude nicht mehr blicken lassen solle. Bei diesem Streit ist wieder viel Alkohol geflossen."

Überhaupt spielt Alkohol eine große Rolle in Kevins Umfeld, besonders aber zu Hause.  Immer wieder beschimpft mich dann mein Vater, wenn er getrunken hat, manchmal hat er mich dann auch geschlagen und getreten. Er hat schon lange keine Arbeit mehr, es war schon immer schlimm mit ihm. Seit auch Mutter ihre Stelle verloren hat, saufen die beiden oft schon vormittags und mein Verhältnis zu meinem Vater ist noch schlechter geworden."

Über seine Mutter mag Kevin zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr sagen, auch nicht über seinen älteren Bruder, der schon vor Jahren "abgehauen" ist. Kevin hat gelernt, im Streitfalle wegzulaufen, sich in sein Zimmer zu verkriechen und zu warten, bis "die Luft wieder rein" ist. Wenn er sich dann in seinem Zimmer vor der Welt und seinen Problemen in der Schule, mit Freunden, mit der Familie und am Arbeitspaltz versteckt hat, ist er dort alleine. Anfangs haben wohl die Eltern noch versucht, ihn aus seiner "Fluchtburg" zu holen, aber er hat sich immer geweigert, seinen Unterschlupf zu verlassen. Immer häufiger hat man ihn dann dort belassen, hat aufgegeben. Und dann hat niemand mehr nach ihm geschaut, auch wenn er die Schule geschwänzt hat und auch nicht zur Maßnahme oder zu gelegentlichen Arbeiten gegangen ist.

Irgandwann später ist dann sein  Vater betrunken doch wieder in sein Zimmer gekommen, hat gemotzt und gebrüllt. Dann wurde es schon mal lauter, dann hat auch Kevin gebrüllt. Und vor allem wurde es dann auch schon mal "gröber", weil er sich jetzt zunehmend weniger gefallen lassen wollte.

Kevin lächelt verlegen:   Jetzt lebe ich auf der Strasse, schlafe hier und da, bei Kumpels oder auch bei Robin, aber da nicht so oft." Robin versucht zu erklären: Meine Mutter sieht das nicht so gerne, wir haben auch keinen Platz. Aber sie wäscht ab und zu seine Wäsche."

Dann schläft Kevin notgedrungen auch in der Notschlafstelle für obdachlose Männer, die meist viel älter sind als er, deren Gesellschaft ihm auch sehr unangenehm ist: Der Geruch, das Schnarchen und immer auch Angst, beklaut zu werden." Gemeldet ist er jetzt bei der Beratungsstelle für Wohnungslose, hierhin wird auch seine Post geschickt, die er hier abholen muss.

Arbeit hat er keine; er hat mal hier, mal da gejobbt, Freunde haben ihm die Tipps gegeben, aber er hat es nirgends lange ausgehalten. Da er keinen Schulabschluss hat, kriegt er immer nur Gelegenheitsarbeiten für "wenig Kohle". Mit seinen Arbeitskollegen ist er oft nicht gut zurecht gekommen, sie haben ihn immer nur die Drecksarbeit machen lassen, obwohl auch sie nur Ungelernte waren. Und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, für seine Belange einzutreten, das kann er nicht, das hat er noch nie gekonnt, und er geht wieder einmal.

Kevin hat auch einmal eine berufsfördernde Maßnahme bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) begonnen, diese aber nach kurzer Zeit wieder abgebrochen. Es gab Schwierigkeiten mit anderen Maßnahmeteilnehmern. Gut für ihn aber war, dass er Unterstützung (Geld = Hartz IV) vom Jobcenter bekam. Dieses Geld wird aber inzwischen nicht mehr gezahlt, auch weil er auf die Post des Jobcenter nicht reagiert hat. Die Post hat er anfangs nicht bekommen, weil sie an die Adresse des Vaters gegangen ist, weil er sich ja nicht von zu Hause abgemeldet hat. Später hat er seine Post einfach nicht bei der Poststelle abgeholt. Und außerdem, was kann er alleine mit so Formularen wie "Folgeantrag", "Leistungsbescheid" und den Einladungen zu Gesprächen bei seiner "Fallmanagerin" und seinem "Leistungssachbearbeiter" im Jobcenter anfangen?

Er hatte doch schon immer Schwierigkeiten, Behördenpost zu verstehen, Anträge zu stellen, Formulare auszufüllen und Bewerbungen zu schreiben. Termine einzuhalten, -trotz des neueren Handys auf dem Tisch- fremde Menschen anrufen, seine Wünsche nennen und mit ihnen sprechen, das kann, traut er sich bisher nicht.

Soweit Kevins Angaben, die er dem Berater nun anvertraut hat. Jetzt kann der Berater tätig werden ...

 

 

 

                                                                     die nächsten Schritte ...